Berthold Feiwel 50 Jahre alt

Berthold Feiwel 50 Jahre alt

(JPZ) Der bekannte zionistische Führer, Dr. Berthold Feiwel, hat dieser Tage seinen 50. Geburtstag gefeiert. Er hat sich in der zion. Bewegung sowohl als Organisator und Propagandist, wie auch als Redner und Schriftsteller ausgezeichnet. Schon als junger Student der Rechte an der Universität Brünn war er in Mähren und Böhmen als Verbreiter der zionistischen Ideale wirksam tätig, bald darauf gründete er mit Max Hickl die “Jüdische Volksstimmc”, ein trefflich geleitetes zion. Blatt. Theodor Herzl wurde bald auf den begabten Feiwel aufmerksam und berief ihn in die Redaktion des offiziellen Zionistenorgans “Die Welt” nach Wien. Später begründete Feiwel den “Jüdischen Verlag” in Berlin und gab eine Zeitschrift für die jüd. Jugend “Jung Israel” heraus. Die Proklamation der Balfour-Deklaration und die dadurch bedingte Umstellung der zion. Arbeit vom Propagandistischen auf das Praktische, vollzog Feiwel mit bemerkenswerter Anpassungsfähigkeit. — Der Dichter und Redner wurde in die Exekutive der zion. Weltorganisation berufen, wo er bis auf unsere Tage eine bedeutende Rolle spielt, besonders hat Feiwel am Aufschwung des Keren Hajessod, dessen Direktor er ist, ein Hauptverdienst. Neben diesen organisatorischen Leistungen, die ihm einen Ehrenplatz unter den zion. Führern sichern, betätigte sich Berthold Feiwel auch schriftstellerisch und es ist staunenswert, wie dieser Mann, trotz der gewaltigen Inanspruchnahme durch die zion. Bewegung noch Zeit für literarische Tätigkeit fand. Obwohl Westjude, stellte sich Feiwel rasch auch auf das Ostjudentum ein und lieferte als erster eine feinfühlende Uebersetzung der Gedichte Morris Rosenfelds. Hervorragend ist sein Anteil am “Jüdischen Almanach” und den “Jungen. Harfen”; erwähnenswert ist auch, daß er mit Weizmann und Martin Bubrr, seinem Mitarbeiter, den Plan zur Gründung der hebr. Universität, in Jerusalem entwarf. Die Verwirklichung dieses Projektes, sowie vieler anderer Teile des zion. Programms dürfte dem verdienten Manne der beste Lohn für seine 30-jährige Wirksamkeit für den Zionismus sein. Möge er uns noch recht lange ein Beispiel uneigennütziger Hingabe für das zionistische Ideal sein!

Jüdische Presszentrale Zürich, 8. Jahrg., 24. September 1925, Nr. 363, S. 5. Online