Sehr geehrte Redaktion! (Die Welt)

Sehr geehrte Redaktion!

Wir bitten Sie um Aufnahme nachstehender kurzer Erklärung:

In Nr. 87 des Mainzer “Israelit” fand sich unter Bezugnahme auf den Jom Kipur-Vorfall in Bern ein Artikel
des Dr. Schauer, Rechtsanwalt in Mainz. Form und Inhalt der Ausführungen Dr. Schauers waren derart, dass sich das Bureau der “Demokratisch-zionistischen Fraktion” im Verein mit vielen Gesinnungsgenossen veranlasst sahen, in einer Erklärung, die der “Welt” zur Veröffentlichung übersandt wurde, den Artikel Dr. Schauers mit aller Schärfe und Entschiedenheit zurückzuweisen und ihn der gebührenden Kritik zu unterziehen.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch der “Welt” als offizielles Zentralorgan das Bedauern ausgesprochen, dass sie in einer kurzen Notiz die Ausführungen Dr. Schauers noch zu rühmen wusste.

Die Redaktion der “Welt” hat diese Erklärung nicht aufgenommen mit der Begründung, dass der Ton der Erklärung und die darin enthaltenen persönlichen Momente die Aufnahme unmöglich machten.

Wir legen nun Wert darauf, wenigstens die Tatsache des erfolgten energischen Protestes festgestellt zu sehen und haben Massnahmen getroffen, die Angelegenheit vor einem anderen zionistischen Forum auszutragen.

In Vertretung:

Für die Bureaus der Demokratisch-zionistischen Fraktion:

Marek, Schriftsteller; Dr. M. Kroll, Arzt; A. Idelson, Rechtsanwalt; Zwi Aberson, stud. jur.; Dr. Ch. Weizmann, Privatdozent; Feiwel, Schriftsteller.

Die Welt (Wien), 6. Jahrg., 19. Dezember 1902, Nr. 51, S. 10-11. Online