Chanukah

1901

Chanukah

Es drängte Deiner Locken Nacht
Sich herrlich aus dem Mädchenschleier;
Aus Deinen Augen brach mit Macht
Der heissen Blicke lodernd Feuer…

Chanuka war’s. — Und in dem Dunkel
Erglühten hell acht weisse Kerzen;
Da ward ein selig’ Lichtgefunkel
In meinem kranken, müden Herzen.

Da schrie ich jubelnd auf zu ihm,
Der Dich, Du Schönste, ausersah,
Du Jungfrau vom Stamm Ephraim,
Le-hadlik ner schel chanuka!

— Du, meine Freundin, Du bist schön,
Voll Kraft und Reinheit ohne Gleichen —
Und keine mag Dir ähnlich seh’n,
Hanjah, in allen Erdenreichen!

Von Byssus ist Dein Leib umwallt,
Und schlanke, gold’ne Lilien träumen
Um Deine liebliche Gestalt,
Auf Deines Mantels Pupursäumen.

Du bist geschmückt mit Gold und Ringen,
Gleich einem Thurm aus Elfenbein;
Dein Reden ist wie Harfenklingen,
Dein Kuss wie feurig edler Wein…

Die weissen Lichter leise knistern…
Von draussen dringt kein einz’ger Laut;
Horch auf mein liebeselig’ Flüstern,
Du meine Schwester, meine Braut!

O Hanjah! Ich war müd’ und krank;
Mein Herz war todesmatt und trübe,
Und ist nun voller Licht und Klang
Und reich an Glück durch Deine Liebe…

Mein froher Dank fliegt auf zu ihm,
Der Dich, o Hanjah, ausersah,
Du Jungfrau vom Stamm Ephraim,
Le-hadlik ner schel chanuka!

Berlin. Dolorosa.

1902

Chanukah

Es drängte Deiner Locken Nacht
Sich herrlich aus dem Mädchenschleier;
Aus Deinen Augen brach mit Macht
Der heissen Blicke lichtes Feuer…

Chanuka wars. Und in dem Dunkel
Erglühten hell acht weisse Kerzen;
Da ward ein selig’ Lichtgefunkel
In meinem müden, kranken Herzen.

Da schrie ich jubelnd auf zu ihm,
Der Dich, Du Schönste, ausersah,
Du Jungfrau vom Stamm Ephraim,
Le-hadlik ner schel chanuka! .)

— Du, meine Freundin, bist ganz schön,
Voll Kraft und Reinheit ohne Gleichen,
Und keine mag Dir ähnlich sehn,
Hanjah, in allen Königreichen!

Von Byssus ist Dein Leib umwallt ,
Und schlanke, goldne Lilien träumen
Um Deine liebliche Gestalt,
Auf Deines Mantels Purpursäumen.

Du bist geschmückt mit Gold und Ringen,
Gleich einem Turm aus Elfenbein;
Dein Reden ist wie Harfenklingen,
Dein Kuß wie feurig edler Wein…

Die weißen Lichter leise knistern…
Von draußen dringt kein einz’ger Laut;
Horch auf mein liebeselig Flüstern,
Du meine Schwester, meine Braut!

0 Hanjah! Ich war müd ‘ und krank;
Mein Herz war todesmatt und trübe
Und ist nun voller Licht und Klang
Und reich an Glück durch Deine Liebe!

Dank sei dem Herrn, ja, Dank sei ihm,
Der Dich, o Hanjah, ausersah,
Du Jungfrau vom Stamm Ephraim,
Le-hadlik ner schel chanuka!

.) Die Chanukahlichter anzuzünden.

Die Welt (Wien), 5. Jahrg., 18. Januar 1901, Nr. 3, S. 10.  Online
Confirmo te chrysmate, S. 65. Online und