Der Tod? Wer fürchtet denn den Tod?

Der Tod? Wer fürchtet denn den Tod?

Doch diese nur, die nie gelebt,
In trüber Dämm’rung ihre Tage tatenlos verbracht.
Wer wild in heißem Schaffensdrange
Fürs Heil der Menschheit kühn gerungen,
An jedem Freudenbecher jubelnd sich gelabt,
Die Blüten, die die Liebe bot, hat keck umschlungen:
Der sinkt dereinst, dem ansgetollten Kindlein gleich,
Der Erde an die treue Mutterbrust,
Mit traumverlor’nen Lächeln,
Satt und – müde,
Wenn ihm die Lust ihr letztes Lied gesungen.
Der fürchtet nicht den Tod,
Weil er das Leben stark bezwungen.

Thekla Skorra

Korrespondenzblatt des Verbandes der Lebens- und Genußmittelarbeiter der Schweiz (Bern), 1. Jahrgang, 24. Dezember 1905, Nr. 13, S. 8. Online