„Der Golem und die Tänzerin“ (Union-Film). Ein Paul Wegener-Film, ein lustiger Künstlerscherz, geboren in Laune. Inhalt: Die berühmte Tänzerin Olschewska hat natürlich von „Dem Film aller Filme“, vom „Golem“, gehört und geht nun in ein elegantes Lichtspieltheater, um ihn sich anzusehen. Wegener selbst kommt auch, setzt sich in dieselbe Loge und versucht, mit der Tänzerin anzubandeln. Er blitzt ab. Ausserdem hat er noch besonderes Pech, denn seine Partnerin beim Filmen (wir wissen ja, dass sie auch im Leben seine Partnerin ist), Lyda Salmonowa, sitzt gerade mit dem Maler Rochus Gliese, dem bekannten Filmdekorationskünstler, im Kino und hat Wegeners Bemühungen um die Gunst der Olschewska gesehen. Eifersucht, selbst verständllich. Die Tänzerin wird beim Verlassen des Theaters vom Direktor begrüsst und erbittet für ihre Kunstsammlung eine Golemfigur. Am nächsten Tage ist Aufnahme im Atelier. Fraulein Salmonowa erscheint, ebenso Paul Wegener. Der sieht gerade, wie die bestellte Golemfigur eingepackt werden soll. Halt, er wird ei [die] Figur spielen, wie er damals den Golem gespielt hat. Und wirklich, man kleidet ihn an und verpackt ihn. Er wird versandt und der Sammlung der Tänzerin einverleibt. Im Atelier sucht man vergeblich nach Wegener, den man kurz vorher noch gesehen hat. Am meisten rast die Salmonowa. Eifersucht. Er kann doch nur bei der Tänzerin sein. Wirklich, da findet sie ihn, gerade als er durch die sagenhafte Kapsel zum Schrecken der Olschewska zum Leben und zum Lieben erwacht ist. Aber es passiert weiter nichts, was Wegeners Zukünftige irgendwie erregen könnte, und beim Sekt wird dann Absolution erteilt. — — — — So weit der Inhalt. Die Ausführung macht die Geschichte erst interessant. Sie gibt dem Publikum Einblicke in das Treiben und Leben im Aufnahmeatelier und bietet dadurch besondere Reize. Lyda Sulmonowa gibt die Doppelrolle der Tänzerin und sich selbst, eine bedeutende schauspielerische und mimische Leistung, Wegener entwickelt viel Humor. Dass man zwischendurch mehrere bekannte Herren der „Union“ mitagieren sieht, macht den Film für so manchen besonders reizvoll. Ein gelungener Scherz, dem man volles Verständnis gönnt.
[…]Der Kinematograph, 20. Juni 1917, Nr. 547. Online