E. M. Lilien, Fidus und Dolorosa

Anlass für das Projekt E. M. Lilien, Fidus und Dolorosa des Vereins Kunst und Geschichte war der Geburtstag des Zeichners, Radierers und Fotografen Ephraim Moses Lilien (1874-1925), der sich am 23. Mai 2024 zum 150. Mal jährte. Es umfasst eine Ausstellung vom bis zum 7. Juli in der Galerie Anna Bushumova in Zürich, eine Publikation, Begleitveranstaltungen sowie eine umfassende Online-Dokumentation. E. M. Lilien wurden der Jugendstilkünstler Fidus (eigentlich Hugo Höppener, 1868-1948) und die heute vergessene Schriftstellerin Dolorosa (eigentlich Maria Eichhorn, 1879-?) zur Seite bzw. gegenübergestellt, um wichtige Aspekte des künstlerischen, aber auch politischen Spannungsfelds sichtbar zu machen, in dem Lilien um die Wende des um 1900 in Berlin arbeitete. Die Publikation, die im Herbst 2024 erscheint, enthält Beiträge von Lars Berg, Martin Dreyfus, Oded Fluss, Spyros Petritakis und Anna Siblik. Herausgegeben wird sie von Edi Goetschel im Monsalvat Verlag, Zürich.

E. M. Lilien und Fidus

Die politische Ausrichtung von Lilien und Fidus könnte auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein, wobei es sich letztlich um vergleichbare Vorstellunge im Zusammenhang mit Volk und Staat und damit der Kunst handelt: Ist Lilien der wichtigste Vertreter der Renaissance jüdischer Kunst in Deutschland und der erste zionistische Künstler, propagierte Fidus theosophisches Gedankengut, lebensreformische Utopien, aber auch völkische Positionen. Technisch und motivisch verbinden Lilien und Fidus jedoch eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten. Beide sind nicht zuletzt durch die zahlreichen Postkarten mit Reproduktionen ihrer Werke bekannt geworden und nach wie vor bei Sammlern beliebt. Sowohl Fidus als auch Lilien machten sich Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als gefragte Illustratoren von Buchschmuck und Beiträgen in Zeitschriften einen Namen. So veröffentlichte etwa die Jugend, das Organ, dem der Jugendstil seinen Namen verdankt, 1897 Zeichnungen und Vignetten von beiden gleichsam Seite an Seite. Nicht zuletzt zeigen sich aber auch immer wieder erstaunliche formale Parallelen bei der Gestaltung ihrer Motive.

E. M. Lilien und Dolorosa

Die Schriftstellerin Dolorosa, die mit Lilien eng befreundet war, erlangte Bekanntheit sowohl durch ihre, als Christin verfasste, jüdische Lyrik, als auch ihre kontrovers aufgenommene sadomasochistische Literatur. Ihr Werk veranschaulicht den damals neuen direkten Umgang mit Sexualität, Sinnlichkeit und Erotik, der auch von jüdischen Sexualwissenschaftler wie etwa Iwan Bloch (1872-1922) unterstützt wurde, in der Lebensform aber, wie Fidus sie vertrat, auf den gesunden Körper reduziert wurde. Wegleitung zur Ausstellung